Osterspaziergang auf dem Tafelberg

Auf dem Weg zum Table Mountain führt unsere Strecke durch eine weite offene Landschaft, die von lauter riesigen begrünten Maulwurfshügeln durchsetzt zu sein scheint. Die Maulwurfshügel nennen sich Buttes. Unser County, der “Bezirk”, in dem wir wohnen, ist nach diesen riesigen Maulwurfshügeln benannt. Die Hauptstadt von Butte County ist Oroville. Das deutsche Wort für Butte wäre Härtling. Für Behördenkram müssen wir manchmal von Chico nach Oroville fahren.

Und unser Ziel, das “North Table Mountain Ecological Reserve”, ist in etwa eine halbe Autostunde von uns entfernt. Wir fahren nicht einmal lang genug auf dem Freeway, um die zehn Minuten einzuhalten, die zehn Minuten, die wir genau zwischen 55 und 60 Meilen in der Stunde fahren sollen, um den Re-check, den zweiten Versuch des vorgeschriebenen Smogtestes zu bestehen. Also nicht wir, sondern unser alter Honda-Accord aus dem Jahr 1997. Er ist beim ersten Test durchgefallen, und wir sollen und wollen ihn für den nächsten Versuch ein wenig vorbereiten. Für jemanden wie mich, der nichts von Motoren und Abgastests versteht, ist diese Skizze, die der Herr Smog Inspektor für uns angefertigt hat, nicht so leicht zu lesen.

Nach einer Fahrt durch offene Landschaft biegen wir in die Cherokee Road ein, auf der unser Honda rauf auf den Tafelberg klettert und an manchen Stellen einem recht engen und kurvigen Straßenverlauf folgen muss. Enge Serpentinen durch felsiges Gelände lassen die Aufmerksamkeit auf dem Verlauf der Straße kleben. Jedem Versuch, einen Blick auf die Schönheit der an manchen Stellen mediteran anmutenden Landschaft und Vegetation zu erhaschen, folgt ein Herzklopfen.

Mit dem Auto in einer halbe Stunde von uns zu Hause erreichbar, bräuchten wir für die Strecke zu Fuß ganze neun Stunden. Wär´ schon gut, wenn das mit dem Abgastest klappt. Ich frage mich, ob die Cherokee Road nach den Cherokee benannt ist. Auf unserer Fahrt kommen wir an einer Ruine und einem recht großen Friedhof vorbei, der den Eindruck vermittelt, dass hier mal mehr los gewesen sein muss, als die einzelnen, versprengt am Wegesrand stehenden Häuser vermuten lassen.
Und tatsächlich, nachdem die Spanier hier bereits 1818 Gold fanden, kommen im Jahr 1849 Minenarbeiter der Cherokee aus Oklahoma in das Gebiet, in dem ursprünglich die Maidu siedelten. Vier Jahre später tauchen walisische Minenarbeiter auf und gründen den Ort Cherokee, den sie nach den Minenarbeitern der Cherokee benennen. In Zeiten des Goldrausches floriert der Ort, über 300 Minenarbeiter schuften Tag und Nacht, erwirtschaften über 15 Millionen Dollar in der weltweit größten hydraulischen Goldmine, die den freundlichen Namen Spring Valley trägt. Die Mine umfasst 10521,827 Hektar Land, 160km Tunnel und Kanäle, 14,5 Meilen an Schleusen und 11 Stauseen. Der Ort selbst bekommt die ersten Häuser mit fließendem Wasser im gesamten County. 1875 leben hier genügend Menschen in und um Cherokee, um ein Theater, eine Rennstrecke und eine Brauerei, 2 Kirchen, 3 Logen, 8 Hotels und 17 Saloons mit Leben zu füllen. Die Ruine, die wir sehen, mit ihren nackten, marodierenden Mauern ohne Dach, ist das ehemalige Assay Büro. In einem Assay Büro wird die Qualität der geförderten Edelmetalle geprüft und ihr Wert bestimmt. Die Ruine zeugt von der längst vergangenen kurzen Blüte dieses Goldgräberortes, den 1947 ein Feuer zerstört. Und ich habe mich gewundert, wieso’ s hier so weit ab vom Schuß eine Siedlung gibt.

Endlich angekommen, darf das Auge schwelgend umherschweifen und den Anblick der Weite und der Blümchen genießen.

Im Gegensatz zu den Kühen, deren einzige Kommunikation mit uns aus großen Fladen besteht, quaken die Frösche an diesem Bächlein aus Leibeskräften im Chor.

Nach einer kleinen Runde über den hügeligen Rücken des großen Klumpens aus Vulkangestein lassen wir uns gegenüber eines Wasserfalles nieder und tafeln auf dem Tafelberg, kein Osterlamm, sondern eine leckere vollmundige Banane auf und genießen das Licht und das Rauschen des Wassers, das sich in die felsige Schlucht ergießt.

https://wildlife.ca.gov/Lands/Places-to-Visit/North-Table-Mountain-ER

Auf dem Rückweg in der Dämmerung sehen wir drei Vögel auf der gegenüberliegenden Fahrbahn, deren Siloutten ein wenig an Hühner erinnern. Es sind drei Truthahn-geier die sich an einem toten Waschbärkadaver laben. Langsam fahren wir weiter und überlegen, was wir uns wohl noch zum Abendbrot gönnen werden.


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